Das Audi F1-Projekt nimmt Fahrt auf
Nico Hülkenberg und Gabriel Bortoleto werden im Cockpit sitzen
Bereits kurz nach dem Ende der Formel 1-Saison 2024 begann in Abu Dhabi für das Projekt „Audi in der Formel1“ eine neue Zeitrechnung: zum ersten Mal durften die beiden von Audi neu verpflichteten Piloten Nico Hülkenberg und Gabriel Bortoleto für das Sauber/Audi-Team ins Cockpit steigen und einen Tag lang testen. Damit startet Audi für die Saison 2025 einen kompletten Neuanfang – denn von den bisherigen Piloten Valtteri Bottas und Guanyu Zhou trennte sich Sauber nach dem Ende der abgelaufenen Saison 2024.
Nico Hülkenberg ist mit 37 Jahren und bald 15 Jahren Formel 1 Erfahrung die ideale Benchmark für das Schweizer Team. Hülkenberg hat in seiner langen Karriere immer das Maximum aus den ihm zur Verfügung gestellten Rennwagen geholt und sich immer wieder für höhere Aufgaben empfohlen. Jetzt warten mit Sauber und Audi für ihn das Highlight seiner Karriere, denn er soll das F1-Projekt von Audi jetzt sportlich führen und vor allem den Technikern das dringend benötigte Feedback geben.
Gabriel Bortoleto als zweiter Fahrer mag eine überraschende Wahl sein, aber der derzeitige Trend in der Formel 1 junge Fahrer ins Cockpit zu setzen, hat dazu geführt, dass Bortoleto eine Chance erhält – er ist schließlich nicht irgendein Youngster. Der 20-jährige Brasilianer hat eine steile Entwicklung hinter sich und in seiner Karriere bislang alles gewonnen, was man gewinnen kann: 2023 holte er sich im ersten Anlauf die Formel 3-Meisterschaft und am 8. Dezember 2024 – zwei Tage vor seinem Debüt für Sauber – gewann er in Abu Dhabi die Formel 2 Meisterschaft. Beide Meisterschaften im ersten Anlauf zu gewinnen, ist äußerst selten. Er wird seit Jahren von der spanischen Formel 1 Legende Fernando Alonso betreut und beraten wird.
Die Kombination aus dem schnellen, erfahrenen Hülkenberg und dem vielversprechenden Youngster Bortoleto ist für Audi ein Glücksfall. Bortoleto kann von Hülkenberg das Formel 1 Geschäft lernen und wird ihn voraussichtlich bis ans Limit pushen, denn der Deutsche wird sich nur ungern vom Junior Bortoleto schlagen lassen. 2025 ist für beide Piloten ein Eingewöhnungsjahr, wobei Hülkenberg Sauber und die Fabrik in Hinwil kennt, denn er fuhr schon 2013 für das Schweizer Team. Auch im Management-Bereich nimmt die personelle Struktur für das Audi F1-Projekt mit CEO Mattia Binotto, Chefkonstrukteur James Key, Sportdirektor Inaki Rueda und Giampaolo Dall’Ara, Director of Racing Engineering, langsam Gestalt an.
Mattia Binotto hat sich damit sein Wunschteam aufgebaut. Rueda war der langjährige Strategiechef von Ferrari und Dall’Ara kennt Hinwil, wo er bis 2016 in verschiedenen Positionen tätig war. Das einzige Fragezeichen über diesem neu formierten Team ist der Technische Direktor James Key. Key war schon einmal von 2010 bis 2012 bei Sauber, wechselte dann zu Toro Rosso und ab 2019 zu McLaren. Seit 2023 ist er wieder bei Sauber. Der 2024er Sauber war zweifellos der schlechteste Wagen im Feld. Die Frage ist, wer dafür verantwortlich ist. Als Technischer Direktor kann sich Key auf keinen Fall aus der Verantwortung schleichen und ist deshalb in Hinwil erheblich unter Druck.
Es wäre keine Überraschung, wenn Binotto den Engländer mittelfristig austauscht und durch einen erfolgreicheren Designer ersetzt. Das einzige Problem dabei ist, dass es sehr schwer ist, hochklassige F1 Designer dazu zu motivieren, in der Schweiz zu arbeiten – gerade die Engländer verlassen nur ungern ihre Heimat. Wahrscheinlich wird sich Binotto deshalb eher in Italien oder Frankreich nach neuen Designer-Talenten umschauen. Dabei trifft er im Wettbewerb um die kreativsten Köpfe auf die Recruiting-Truppe von Cadillac, das US-Team wird ab 2026 ebenfalls neu in die Formel 1 einsteigen.