Wir wollen zeigen, dass E-Mobilität Spaß macht
Plug-in-Hybride sollten in allen Segmenten eine Rolle spielen
Wir sprachen mit Dr. Werner Tietz, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei der SEAT S.A. und Technik-Chef CUPRA
DIE AUTOSEITEN: Herr Dr. Tietz, CUPRA ist einerseits eine sportliche Marke, andererseits ist CUPRA sehr stark in der E-Mobilität engagiert. Ist das nicht ein Widerspruch?
Dr. Werner Tietz: : Eben nicht. Für mich ist das Thema E-Mobilität eigentlich sehr, sehr sportlich und das wollen wir transportieren. Wir wollen zeigen, dass E-Mobilität Spaß macht, nicht nur für uns, für unsere Produkte, sondern um grundsätzlich das Thema E-Mobilität zu unterstützen. Wenn Sie heute ein modernes E-Auto fahren, wie den CUPRA Born mit 170 KW, der macht richtig Spaß. Ich habe ihn als Dienstwagen und wenn Sie sich in Barcelona bewegen oder im urbanen Umfeld, oder aber auch auf der Autobahn, dann ist man super unterwegs.
DIE AUTOSEITEN: Ist dies mit ein Grund, weshalb CUPRA auch auf der Rennstrecke im Motorsport zu Hause ist?
Dr. Werner Tietz: Ja, nun muss man mal schauen, wo CUPRA herkommt. Früher war CUPRA eine sportliche Variante. Und war darüber hinaus eigentlich auch der Einstieg ins Cup Racing – hier kommt der Name her. Und deswegen ist es völlig logisch, dass wir auch auf der Rennstrecke zu Hause sein wollen. Und ich glaube, dass das zur DNA sehr gut passt. Denn wir wollen ja mit unseren Fahrzeugen junge Kunden erobern, Kunden, die Spaß am Fahren haben. Wir sind ja kein Auto für Leute, die einfach von A nach B fahren wollen, sondern wir wollen Autos für Leute anbieten, die Spaß am Fahren haben. Dazu gehört sportliches Fahren – und mit E-Mobilität ist es auch umweltfreundlich.
DIE AUTOSEITEN: Und auch weitgehend geräuschlos…
Dr. Werner Tietz: Und auch weitgehend geräuschlos, wobei dies ein Thema ist, zudem ich sage, da müssen wir was machen. Es fehlt so ein bisschen diese Emotionalität, sowohl im Innenraum-Sound als auch im Außen-Sound. Da muss man, glaube ich, noch ein etwas mehr Energie reinstecken, um das ein bisschen attraktiver zu gestalten. Was ich nicht machen möchte, ist ein künstlicher Sound, aber was ich möchte, dass man die mechanischen Komponenten, die es ja im E-Auto gibt und die auch Geräusche machen, dass man die in einer Art und Weise etwas präsenter macht, um ein bisschen mehr Emotionen ins E-Auto zu bringen.
DIE AUTOSEITEN: Wie ist momentan der Stand bei Serien-E-Auto? Wo sind noch Hürden, um es noch besser oder effizienter zu machen?
Dr. Werner Tietz: Bei den Serienfahrzeugen sind wir mit unterschiedlichen Technologien momentan unterwegs, NMC (?) ist der Standard für Performance Fahrzeuge. LFP (?) ist das Thema für die Einstiegsfahrzeuge und an der Stelle entwickeln wir gemeinsam im Volkswagen Konzern. Dort haben wir ein Technologiezentrum und entwickeln derzeit die Zell-Technologie weiter. Und diese Zell-Technologie führt dazu Leistungs- und Kapazitätserhöhungen bei beizubehalten vom Bauraum und Gewicht – und das ist eigentlich das Ziel. Deswegen investiert der VW-Konzern auch sehr stark. Sie wissen, dass wir jetzt eine Zellfabrik auch in Spanien bauen werden.
DIE AUTOSEITEN: Es wird nicht beim rein elektrischen Born bleiben. Werden in den nächsten Jahren weitere rein elektrische Modelle kommen?
Dr. Werner Tietz: Ja, wir haben bereits ein ganzes Feuerwerk vorgestellt. Als nächstes kommt der elektrifizierte CUPRA Terramar, dann der vollelektrische Tavascan und später in 2025 kommt der Small-BEV.
DIE AUTOSEITEN: Werden wir denn auch den Born auf der Rennstrecke sehen?
Dr. Werner Tietz: Den Born werden wir nicht auf der Rennstrecke sehen.
DIE AUTOSEITEN: Die Batterie ist eine sehr wichtige Komponente im E-Auto. Für den Kunden scheint das Laden die Hürde in der E-Mobilität zu sein. Wie ist aus Ihrer Sicht die Ladeinfrastruktur in Europa?
Dr. Werner Tietz: Sehr divers, ich sage mal, in Deutschland sind wir ganz gut unterwegs, auch wenn wir, was ich jetzt gelernt habe, noch unter zehntausend Ladepunkte haben, aber in anderen Ländern sind es weit weniger. Vor allem was Schnellladepunkte angeht und da muss Europa wirklich Tempo zu legen, das können die Automobilhersteller nicht alles leisten. Wir unterstützen, wo wir können, aber das müssen die Länder auch selber wollen und unterstützen. Weil nur das führt zur Akzeptanz der E-Mobilität, wenn Sie nicht wissen, wo Sie auf dem Weg von Barcelona nach Hamburg überall laden können und keine vernünftige Ladeplanung kriegen, dann werden Sie nicht losfahren wollen. Und auch die Ladezeiten müssen wir noch verbessern.
DIE AUTOSEITEN: Der Plug-in-Hybrid ist eine sogenannte Brücken-Technologie hin zum rein elektrischen Fahren. Ist der Plug-in-Hybrid tot?
Dr. Werner Tietz: Aus meiner Sicht nein, ich sage Ihnen auch warum. Wir entwickeln gerade an der nächsten Generation Plug-in-Hybrid mit einer deutlich höheren elektrischen Reichweite. Und ich bin für Regionen, wo es noch keine ausreichende Ladeinfrastruktur gibt, ein absoluter Fan vom Hybrid. Weil ich jahrelang auch mit der Familie mit Hybrid-Antrieb gefahren bin. Für die Kurzstrecken beispielsweise zur Arbeit oder zum Einkaufen kann man voll elektrisch fahren, wenn man ein Haus mit Solarzellen hat, kann man sogar Solar-Energie aufladen. Und wenn man dann Langstrecke fährt, kann man auf den Verbrenner zurückgreifen. Deswegen glaube ich, dass die Hybrid-Technologie noch ihre Berechtigung hat, bis die Ladeinfrastruktur entsprechend flächendeckend, wirklich sauber zur Verfügung steht.
DIE AUTOSEITEN: Macht der Hybrid-Antrieb nur in speziellen Segmenten Sinn?
Dr. Werner Tietz: Ich glaube, dass die Plug-in-Hybride in allen Segmenten eigentlich eine Rolle spielen sollten. Ich glaube, dass das Thema Elektrifizierung grundsätzlich überall Einzug halten muss.