Suzuki bleibt sich treu

Suzuki bleibt sich treu

Weiterhin mit Kompaktmodellen und Kompakt-SUVs im Markt  

Wir sprachen mit Daniel Schnell, stellvertretender Geschäftsführer der Suzuki Deutschland GmbH

DIE AUTOSEITEN: Herr Schnell, Suzuki hat in diesem Jahr einiges zu erzählen. Sie haben kürzlich den neuen Swift vorgestellt. Wie sind Sie ins Jahr gestartet?

Daniel Schnell: Das erste Quartal 2024 war für uns erfolgreich, auch weil es das letzte Quartal unseres Geschäftsjahres 2023 war. Mit mehr als einem Prozent Marktanteil haben wir unser Ziel erreicht. Erst kürzlich, am 1. April, sind wir in ein neues Fiskaljahr gestartet und haben direkt zu Beginn den neuen Swift im Handel eingeführt – unser absolutes Highlight. Mit der nun siebten Generation schreiben wir die 40-jährige Historie des Swift fort. Und er bleibt sich auch in der jüngsten Generation treu: ein kompaktes Auto zum erschwinglichen Preis ab 18.900 Euro mit einem klassischen Verbrennungsmotor. Wir sind optimistisch, das bisherige Volumen des Swift auf mehr als 10.000 Einheiten pro Jahr erhöhen zu können. Daneben haben wir den Vitara, S-Cross, Swace und Across aufgewertet. Daher wollen wir das Marktanteilsziel von einem Prozent weiterhin aufrechterhalten und sind trotz der schwierigen Gesamtlage zuversichtlich, diese Marke gemeinsam mit unseren Händlern zu erreichen.

Wir haben einige neue und große Händler an Bord, die von anderen Marken keine Kompaktfahrzeuge mehr erhalten werden. Diese Händler sehen für sich in Suzuki, insbesondere mit dem neuen Swift, eine vielversprechende Alternative. Handelsbetriebe wie Dinnebier, der in zahlreiche Standorte investiert, Auto König in Berlin oder Autohaus Preckel im Rheinland sind, um nur einige Beispiele zu nennen, strategische Partner. Auch die Händler-Gruppe AVAG konnten wir gewinnen und folglich zwei große Open-Points in Nürnberg und in Stuttgart schließen. Wir sind nicht allzu euphorisch, was den Gesamtmarkt angeht, aber in Bezug auf unsere Geschäfte durchaus guter Dinge, zumal das Feedback unserer Händler für den neuen Swift sehr gut ist.

DIE AUTOSEITEN: Der Handel ist natürlich happy, dass Suzuki neue Fahrzeuge in die Showrooms bringen kann. Gehen Sie im Vertrieb ganz den traditionellen Weg?  

Daniel Schnell: Wir sind bodenständig und konservativ. Daher setzen wir ausschließlich auf das klassische Vertriebsmodell der Vertragshändler. Demnach gibt es keinen Agentur-Vertrieb, keinen Online-Vertrieb, keinen Direkt-Vertrieb. Wir glauben nicht, dass wir einen besseren Job machen können als unsere Händler an den rund 400 Verkaufsstandorten in ganz Deutschland. Insbesondere bei traditionellen Suzuki Kunden ist die persönliche Beziehung zum Händler immer noch enorm wichtig.

Gleichzeitig sind wir an weiteren Vertriebsstandorten im urbanen Raum, gerade in größeren Städten, interessiert. Hier ist unsere Präsenz noch ausbaufähig. Insbesondere hier ergibt der Einsatz von größeren Händlergruppen, die mehrere Marken in ihrem Portfolio haben, Sinn. Wir würden uns als unkompliziert und nahbar beschreiben. Es gibt viele gute Gründe, auf Suzuki zu setzen. Wir bieten Topqualität zum erschwinglichen Preis mit Händlern, die sich ausgiebig um die Kunden kümmern – das macht unsere Positionierung im Markt aus.

Der neue Swift

DIE AUTOSEITEN: Jetzt ist Suzuki aus der Vergangenheit begründet, sehr stark mit dem Allradantrieb bekannt geworden. Spielt der heute noch eine Rolle?

Daniel Schnell: Definitiv, wir sehen das inzwischen umso mehr als Alleinstellungsmerkmal, weil andere Marken keinen Allradantrieb mehr anbieten. Gerade einige vollelektrische Modelle sind nicht mehr mit 4x4 zu haben – selbst bei Herstellern, die lange einen Allrad- und Off Road-Ansatz verfolgt haben. Bis auf den Swace können alle unsere Modelle auf Wunsch mit Allradantrieb bestellt werden, auch der neue Swift. Neben Kompaktfahrzeugen ist unsere Allradkompetenz das Differenzierungsmerkmal gegenüber dem Wettbewerb.

DIE AUTOSEITEN: Wie ist die Suzuki Modellpalette aktuell strukturiert? Sie setzen eher auf kleinere Fahrzeuge. Wird das auch in Zukunft so sein?

Daniel Schnell: Grundsätzlich schon. Wir sind eine globale Marke, aber nicht in allen großen Märkten vertreten. Aus strategischen Gründen sind die USA und China für Suzuki keine relevanten Regionen mehr. Denn hier besteht nach wie vor eine hohe Nachfrage nach großen Fahrzeugen, was nicht der Suzuki DNA entspricht. Die einzigen größeren Suzuki Fahrzeuge in Europa sind der Across und der Swace, die beide aus einer Kooperation mit Toyota stammen. Auch bei den vollelektrischen Fahrzeugen, die in den nächsten Jahren sukzessive Markstart feiern werden, bleiben wir uns treu, indem wir weiterhin Kompaktfahrzeuge und Kompakt-SUVs anbieten werden.

DIE AUTOSEITEN: Suzuki wird also definitiv rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge nach Europa bringen?

Daniel Schnell: Ja, es war ja bis vor nicht allzu langer Zeit davon auszugehen, dass Europa vollelektrisch fährt. Deshalb wurde in Richtung 2030 und darüber hinaus in die Elektromobilität investiert, sodass die Entwicklung von reinen Benzinmodellen für Europa nicht im Fokus stand. Der Swift hingegen wurde mit einem Benzinmotor entwickelt, was vor zwei Jahren von unseren Händlern noch kritisiert wurde. Damals waren wir mit dem japanischen Chefingenieur des Swift zu Besuch bei einigen Händlern und wurden gebeten, auch im B-Segment auf ein vollelektrisches Fahrzeug zu setzen. Ein Jahr später hatte sich das Blatt gewendet. Heute sind unsere Handelsbetriebe froh, dass der Swift noch über einen klassischen Antrieb verfügt. Als kleineres Unternehmen sind unsere Entwicklungskapazitäten begrenzt, weshalb die Planung dann voll auf BEV ausgerichtet wurde. Deshalb führen wir im nächsten Jahr das erste vollelektrische Auto, auch als Allrad, im Kompakt-SUV-Bereich, ein. Das wird ein typischer Suzuki, der sich toll fährt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es aufgrund der politischen Rahmenbedingungen aktuell kein einfaches Unterfangen ist, Elektroautos zu verkaufen. Wir sehen im Markt einen starken Rückgang im vollelektrischen Bereich, aber auch bei Plug-in-Hybriden. Daher bin ich froh, dass wir noch etwas Zeit haben, bis wir das erste E-Modell einführen.

DIE AUTOSEITEN: Ist der Swift das Kernmodell, heute die DNA von Suzuki?  

Daniel Schnell: Das kann ich bejahen. Wir haben neben dem Swift den Vitara und natürlich auch noch den Jimny im Portfolio – drei ikonische Modelle mit einer langen Historie. Der Vitara ist bereits seit 2015 im Markt und hat, abgesehen vom Vollhybrid-Antrieb, nur wenige Neuerungen erhalten. Der Jimny wird noch in diesem Jahr in Europa ausgesetzt. Der Swift ist tatsächlich ein rundum neues Fahrzeug und bildet deshalb aktuell unsere absolute Speerspitze. Er kommt zur genau richtigen Zeit im richtigen Segment.

DIE AUTOSEITEN: Wie sehen Ihre Ziele der Marke Suzuki aus auf dem deutschen Markt?

Daniel Schnell: Wie bereits erwähnt, liegt unser kurzfristiges Marktanteilsziel bei einem Prozent. Wir sind ambitioniert und streben mittelfristig 1,5 Prozent Marktanteil an. Aber durch den Wegfall von gleich drei Modellen – Ignis, Swift Sport und dem Jimny – sowie dem schwächelnden Gesamtmarkt, ist die 1-Prozent-Marke realistisch.

DIE AUTOSEITEN: Sie möchten Neukunden gewinnen, aber auch jüngere Kunden zur Marke führen. Ist hier das Sport-Sponsoring ein Hebel?  

Daniel Schnell: Das dient nicht direkt der Kundengewinnung, das wäre eine unrealistische Zielstellung. Man kann nicht davon ausgehen, ein Triathlon-Event zu sponsern und danach 100 Fahrzeuge zu verkaufen. In erster Linie geht es darum, dass wir in einem Umfeld wahrgenommen werden, in dem keiner mit Suzuki rechnet. Die letztjährige Triathlon-WM in Hamburg war absolut faszinierend. Dort waren wir auf dem Rathausplatz vertreten, mitten in der City. Das Triathlon-Sponsoring gibt uns auch die Möglichkeit, unsere Händler regional einzubinden.

Anders als das nationale Triathlon-Engagement soll die Premium-Partnerschaft mit dem SV Darmstadt 98 im Fußball vorrangig unsere Verbundenheit zu der Region rund um unseren Firmenstandort Bensheim unterstreichen. Suzuki und Darmstadt, das passt einfach super. Der Verein ist genauso wie Suzuki bodenständig – angefangen vom Präsidenten bis zu allen Funktionären und dem Trainerteam. Natürlich hat es uns nicht gefreut, dass Darmstadt nun abgestiegen ist, aber wir sehen das Engagement trotzdem als nachhaltig, interessant und positiv an. Wir werden auch in der nächsten Saison in der 2. Liga an der Seite von Darmstadt 98 stehen.

DIE AUTOSEITEN: Herr Schnell, welches Modell oder welche Fahrzeugkategorie wünschen Sie sich auf dem deutschen Markt über das hinaus, was Sie heute anbieten, was vielleicht auch den Handel noch mehr motiviert für die Zukunft?

Daniel Schnell: Am Ende des Tages kann das nur ein Fahrzeug sein, was zur Marke Suzuki passt. Ich glaube nicht, dass wir irgendwelche neuen Nischen für uns erobern sollten, sondern das, was wir können, einfach konsequent fortführen müssen. Das ist unser Vorteil. Es wäre nicht sinnvoll, den Fokus auf irgendwelche neuen Segmente, wie beispielsweise Sportwagen, zu legen, in denen wir keine Erfahrung haben. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit der Positionierung Kompaktfahrzeuge, Kompakt-SUV und Allrad gut aufgehoben sind. Wenn wir dies zukünftig in die neue elektrische Welt transformieren können, dann haben wir viel gewonnen.

Der neue Vitara