Jackpot Las Vegas
Formel 1: Max Verstappen holt mit Red Bull den WM-Titel 2024
Seit Liberty Media die Formel 1 aufgekauft hat und den langjährigen F1-Manager Bernie Ecclestone 2017 in Rente schickte, ging zumindest einer der Wünsche von Ecclestone in Erfüllung: in den USA einen Formel1-Boom auszulösen. Das ist mittlerweile wirklich gelungen. Und nirgendwo wird die Amerikanisierung der Formel 1 so deutlich wie beim Rennen in Las Vegas. Im Vorjahr sagte Weltmeister Max Verstappen: „Ich fühle mich hier wie ein Clown!“ Und trotzdem: Las Vegas ist für Formel 1 der Jackpot, weil dieses Rennen weltweit viel mehr Beachtung findet als die meisten anderen Rennen, die in den vergangenen Jahren zum Formel 1-Kalender hinzugefügt wurden.
Allerdings schlägt das Pendel zwischen Sport und Show in der Formel 1 nirgendwo so stark in Richtung Show aus wie in Las Vegas. Das gesamte Wochenende findet im Dunkeln statt, denn das Spieler- und Showparadies Las Vegas lebt erst in der Nacht so richtig auf. Die Teams und Fahrer sind nicht unbedingt „Clowns“, aber sie sind Teil einer viertägigen Show, die Las Vegas aus dem Grand Prix rund um den berühmt-berüchtigten Casino-Strip macht. Angefangen von den Elvis-Imitatoren, die jeden begrüßen, der ins Fahrerlager kommt, über VIPs und Stars, die es sich nicht nehmen lassen, nach Las Vegas zu pilgern bis hin zu dem verrückten VIP-Dinner auf der Start-Zielgeraden am Mittwochabend. Starkoch Gordon Ramsey betreibt in einer der Formel 1-Boxen ein Pop-Up Restaurant, wo die Plätze mit direktem Blick auf die Boxengasse 35.000 Dollar (!) kosten – allerdings kostete das teuerste GP-Ticket in Las Vegas eine Million Dollar inklusive einem Aston Martin Sportwagen.
Während die Fans in Las Vegas die Formel 1 feiern, sieht man im Fahrerlager nur müde Gesichter. Für jeden, der aus Europa kommt, ist das Rennen rund um den Strip ein Killer. Denn neben den neun Stunden Zeitdifferenz zwischen Las Vegas und Europa ist der späte Zeitplan das Problem. „Wir sehen für fast eine Woche kein Tageslicht“, beschwerte sich Carlos Sainz. Dazu machen es die niedrigen, fast winterlichen Temperaturen in der Nacht nicht unbedingt einfacher – und von Las Vegas aus fliegt der F1-Zirkus direkt nach Qatar weiter, wo das Rennen ebenfalls in der Nacht stattfindet – allerdings bei heißen Temperaturen.
Die Startaufstellung in Las Vegas war wie erwartet ein Schaulaufen der US-Prominenz: Sylvester Stallone, Paris Hilton, Jared Leto, 100m-Goldmedaillen-Gewinner Noah Lyles, Michael Douglas, Model Winnie Harlow sowie zahllose US-Vip’s, die in Europa aber niemand kennt. Brad Pitt ist mittlerweile durch die Dreharbeiten zum Formel 1-Film ja schon Dauergast im F1-Fahrerlager. Film-Produzent Jerry Bruckheimer schwört: „In Abu Dhabi beenden wir die Dreharbeiten.“ In Las Vegas wurde nochmals eifrig gedreht; inklusive einer Szene nach dem Qualifying, als Brad Pitt auf der Startzielgeraden nach Drehbuch ohnmächtig zusammenbrach. Das lässt für den von Lewis Hamilton mitfinanzierten F1-Film jede Menge Hollywood-Zuckerguss befürchten...
Sportlich gesehen, feierte wie nach Drehbuch Max Verstappen seinen vierten F1-WM-Titel in Las Vegas. Sein letzter verbliebener Konkurrent am Weltmeister-Pokertisch Lando Norris blieb im Rennen ohne jede Chance. Wer also Geld auf Verstappen als Weltmeister gesetzt hatte, wurde zwar zum Gewinner, bekam aber aufgrund der niedrigen Wett-Quoten keinen großen Summen ausgezahlt. Den Jackpot holten sich nur Red Bull und der Holländer. Vier Weltmeister-Titel in Folge hat Red Bull jetzt zum zweiten Mal geschafft: 2010 bis 2013 mit Sebastian Vettel und nun von 2021 bis 2024 mit Max Verstappen. Fünf Titel in Folge hat bisher nur Michael Schumacher geschafft. Die ersten Wetten auf Verstappens Titel Nummer 5 können in Las Vegas sicherlich schon bei den Buchmachern abgeschlossen werden.
F1-Photos by Lukas Gorys