Hyundai hat eine Historie bei E-Autos

Hyundai hat eine Historie bei E-Autos

„Die SUVs sind ein ganz wichtiger Teil unserer DNA“ – Der Dieselmotor ist nach wie vor gefragt

Wir sprachen mit Jürgen Keller, Geschäftsführer Hyundai Motor Deutschland GmbH

DIE AUTOSEITEN: Herr Keller, Hyundai hat in Deutschland eine sehr breit aufgestellte Modellpalette. Mit dem neuen Staria sind Sie im Van-Segment vertreten, das eigentlich  nicht mehr so relevant ist…

Jürgen Keller: Ja, wir haben eine sehr breite Modellpalette vom i10, i20 und i30 über das gesamte SUV-Angebot mit dem Kona, Tucson und Santa Fe, die Elektroautos unserer Submarke Hyundai IONIQ, der IONIQ5 und der IONIQ 6. Und mit dem Staria runden wir unser Portfolio ab. Ich würde sagen, dass Van-Segment ist nach wie vor in Deutschland recht relevant. Es gibt nicht mehr so viele Angebote, das stimmt, aber umso besser für uns, dass wir auch hier die Kunden bedienen können. Wir haben seit über einem Jahr den Staria als Siebensitzer in der Top-Ausstattung im Angebot – die Nachfrage ist fantastisch. Und in diesem Jahr bieten wir den Staria als neunsitzige Variante an. Hier werden wir verstärkt Hotels ansprechen oder auch Familien ansprechen, die ein umfangreiches Platzangebot mit guten Sitzmöglichkeiten benötigen. Es gibt zudem eine Taxi-Variante. Das sind die Segmente, die wir zusätzlich erobern können. Diehaben wir bisher mit dem Siebensitzer nicht ansprechen können.

DIE AUTOSEITEN: In welchen Antriebsvarianten ist der Staria lieferbar? Gibt es ihnauch elektrifiziert?

Jürgen Keller: Es gibt derzeit den Diesel, der sehr gut zum Fahrzeug passt. Im Moment haben wir nichts, was wir anzusätzlichen Antriebsvarianten verkünden könnten.

DIE AUTOSEITEN: Herr Keller, die Zeiten in der Automobilbranche sind sehr belebt. Wie ist die Marke Hyundai auf dem deutschen Markt vertreten? Konnten Sie die stürmische Zeit in den vergangenenJahren gut durchleben?

Jürgen Keller: Die letzten Jahre waren für alle, egal in welchem Bereich, privat oder geschäftlich, sehr herausfordernd. Das ist überhaupt keine Frage. Aber wir können mit einem gewissen Stolz sagen,dass wir als Hyundai in Deutschland die Zeiten sehr gut bewältigt haben und die Herausforderungen gut meistern konnten. Wir sind jetzt seit 31 Jahren in Deutschland mit einem kontinuierlichen Wachstum auf dem Markt. Dabei sind wir sehr unaufgeregt unterwegs, optimieren immer dort, wo es nötig ist und bauen die Modellpalette kontinuierlich weiter aus. So konnten wir unseren Marktanteil stetig erhöhen und in den letzten Jahren bei vier Prozent Marktanteil absichern. Das ist ein riesen Erfolg für uns. Und ich möchte betonen, dass wir sehr stolz auf diese Entwicklung sind. Und natürlich soll es in den nächsten Jahren, so weitergehen. Wir wollen weiter wachsen. Unsere Produkte werden mehr und mehr nachgefragt, gerade von Privatkunden. Hier hatten wir im Jahr 2022 sogar einen Marktanteil von 5,2 Prozent in Deutschland. Es gab in Deutschland überhaupt nur vier Wettbewerber, die mehr Autos an Privatkunden verkauft haben als wir. In dem wichtigen Segment der Privatkunden, sind wir besonders erfolgreich.

DIE AUTOSEITEN: Hyundai Deutschland möchte ja auch Geld verdienen. Mit Rabattierungen oder beim Mietwagen-Geschäft sind Sie eher zurückhaltend….

Jürgen Keller: Genau so ist es. Und, das ist auch ganz klar die Politik des Konzerns, man möchte natürlich auch in den Segmenten vertreten sein, aber ohne in diesen Vertriebskanälen alles mitzumachen, was teilweise in der Vergangenheit von Wettbewerbern so vorgelebt wurde. Das wollen wir als Konzern nicht. Ich sage jetzt mal ein bisschen arrogant, das haben wir auch nicht nötig. Die letzten ein, zwei Jahren waren natürlich auch davon geprägt, dass es mehr Nachfrage als Angebot gab – auch bei uns. Umso mehr schauen sie als Hersteller darauf die profitableren Kanäle zu bespielen, als die, wo man etwas weniger Geld verdienen kann. Wir haben beispielsweise im letzten Jahr bei den Großkunden Marktanteil gewonnen. Aber wir sind dort nach wie vor etwas weniger stark vertreten. Bewusst, wie Sie richtig gesagt haben.

DIE AUTOSEITEN: Für was steht die Automobil-Marke Hyundai in Deutschland? Welche DNA ist besonders ausgeprägt?

Jürgen Keller: Nachhaltigkeit ist eine Überschrift, die definitiv ein absoluter Kern unserer DNA ist. Ansonsten kann man sagen, dass wir generell Verantwortungsbewusstsein als wichtige Säule sehen und das Thema – Fortschrittlichkeit. Dies bedeutet für uns immer wieder neue Technologien zu etablieren. Aber auch Nahbarkeit spielt eine wichtige Rolle – für alle da zu sein. Das heißt, wir wollen kein Premium-Anbieter sein, der die neueste Technologie als Erster auf den Markt einführt, dann aber zu Preisen, die für eine breite Masse nicht erschwinglich sind. Wir sind im Gegensatz dazu immer darauf bedacht, sehr fortschrittliche Technologien sehr früh in den Markteinzuführen, aber immer so, dass eine breite Masse unserer Kunden sich das auch leisten kann.

DIE AUTOSEITEN: Die Elektro-Mobilität ist die Zukunft. Hier ist Hyundai mit der Submarke IONIQ auf dem Markt. Wie ist die Marke in Deutschland angekommen?

Jürgen Keller: Sehr gut.

DIE AUTOSEITEN: Ist es schwierig eine neue Submarke zu platzieren?

Jürgen Keller: Nein, überhaupt nicht. Das kann man wirklich sagen. Wenn das Produkt so überzeugend ist. So erfolgreich, wie es der IONIQ 5 definitiv schon seit anderthalb Jahren ist, so ist es der IONIQ 6 jetzt als neuestes Mitglied dieser Familie auch. Wir haben überhaupt kein Problem diese Submarke – mit rein batterieelektrisch betriebenen Fahrzeugen – zu etablieren. Die Leute verstehen sehr schnell, welche Vorteile sie mit diesen Elektrofahrzeugen haben. Generell haben wir bei Hyundai eine Historie, die schon sehr viel länger elektrifizierte Fahrzeuge anbietet als bei vielen unserer Wettbewerber. Und jetzt eben auch schon in der zweiten, dritten Generation. Dadurch dann auch technologisch führend im Markt. Dies spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen wieder. Im letzten Jahr gab es in Deutschland nur zwei Wettbewerber, die mehr Elektroautos auf die Straße gebracht haben als wir. Das sind ein amerikanischer Wettbewerber und einer aus dem Norden von Deutschland. Wir sind stolz, Nummer drei vor vielen anderen Wettbewerbern zu sein, darunter auch deutsche Premiummarken. Das bedeutet, dass wir es geschafft haben, Elektromobilität in eine breitere Masse zu bringen. Gerade mit dem Kona, aber auch mit dem IONIQ 5 – das sind unsere beiden volumenstärksten Elektrofahrzeuge. Unsere Fahrzeuge mit alternativen Antrieben kommen sehr gut an, besonders aber die Elektroautos unserer Submarke IONIQ.

 

DIE AUTOSEITEN: Sie haben Modelle mit Mildhybrid, Vollhybrid oder Plug-in-Hybrid im Angebot. Wie sehen Sie die Zukunft des Plug-in-Hybrid?

Jürgen Keller: Die SUVs sind ein ganzwichtiger Teil unserer DNA, und auch schon immer gewesen. Im letzten Jahr haben wir 53 Prozent der verkauften Fahrzeuge als SUV ausgeliefert. Hier war der Tucson, aber auch der Santa Fe mit dem Plug-in-Hybrid sehr erfolgreich. Wir haben im letzten Jahr über 14.000 Tucson mit Plug-in-Hybrid-Antrieb verkaufen können. Jetzt, wo in Deutschland seit Januar 2023 keine Förderung mehr gibt, sieht die Nachfrage natürlich anders aus. Das muss man ganz klar sagen. Das hat sich deutlich verändert. Es gibt nach wie vor Kunden, die sich für den Plug-in-Hybrid interessieren, weil es zu ihren persönlichen Fahrgewohnheiten passt. Wenn sie zum Beispiel eine Wallbox zu Hause und ihrem Arbeitsplatz haben, kann man einen Arbeitsweg von 30, 40 oder 50 Kilometern ständig elektrisch zurücklegen. Dass passt das sehr gut. Aber es gibt im Moment weniger Kunden, die sich letztendlich für den Plug-in-Hybrid entscheiden. Wir merken aber bei uns, dass sich dafür mehr für den reinen Hybrid entscheiden. Im letzten Jahr war beim Tucson die Verteilung deutlich in Richtung Plug-in-Hybrid, weniger Hybrid. Und dieses Jahr ist es so, dass sich viel Kunden für den Hybrid oder für den Plug-in-Hybrid entscheiden.

DIE AUTOSEITEN: Welche Rolle spielt im SUV-Segmentder Dieselmotor?

Jürgen Keller: Der Dieselmotor ist nach wie vor wichtig in den größeren SUV-Segmenten. Auch da muss man sehen, wie es in der politischen Diskussion weitergeht. Und, es wird zukünftig viel von einer Besteuerung und den sonstigen Rahmenbedingungen abhängen. Aber im Moment spielt der Diesel-Motor in einigen Segmenten weiterhin eine Rolle.

DIE AUTOSEITEN: Hyundai hat auch einesportliche Ader. Mit „N“ haben Sie ein Label, hinter dem sich sehr sportliche Modelle verbergen. Wie weit wird das Label N in Zukunft mit der E-Mobilität harmonieren?

Jürgen Keller: Das wird sehr gut harmonieren. Das erste N-Modell, der Hyundai i30 N, war auf dem deutschen Markt super erfolgreich. Das war, auch für die Marke unglaublich wichtig. Hier konnten wir ganz neue Kundengruppen erschließen, aber auch Menschen überzeugen, die ganz anders auf die Marke geschaut haben. In den letzten zwei Jahren konnten wir unser sportliches Angebot um den i20 N und den Kona N erweitern, beides Varianten, die sehr viel Anklang fanden. Und jetzt haben wir die große Chance, zwei Erfolgsmomente zu verbinden. Den Elektroantrieb mit den Modellen der Submarke IONIQ und die N Modellen. Kürzlich wurde der IONIQ 5 als N-Variante vorgestellt. Darauf können wir uns alle freuen. Das ist ein Fahrzeug, das Riesenspaß macht. Die gelungene Verbindung unserer zwei Submarken – IONIQ und N.

DIE AUTOSEITEN: 2023 scheint ein sehr interessantes Jahr für Hyundai und seine Kunden zu werden. Welche Modelle kommen dieses Jahr auf den Markt?

Jürgen Keller: Der IONIQ 6 ist ja bereits auf dem Markt. Er bedeutet den Eintritt ins Segment der Elektrofahrzeuge als Limousine. Und der neue Kona Elektro folgt in der zweiten Jahreshälfte – den gibt es zusätzlich auch als Hybrid und Verbrenner. Beim Van Staria haben wir zum Jahreswechsel, wie bereits erwähnt, die Neunsitzer-Variante eingeführt. Hinzu kommen diverse Facelifts – und bei Hyundai bedeutet ein Facelift nicht nur eine neue Farbe oder eine andere Felge sondern, dass es wirklich technisch und optisch deutliche Änderungen gibt. Über den IONIQ 5 bei dem die N-Variante eingeführt wird, haben wir schon gesprochen.

DIE AUTOSEITEN: Wie wird Hyundai das Jahr 2023 in Deutschland beenden, mehr als 105.000 Fahrzeuge?

Jürgen Keller: Wir wollen und werden unsere Erfolgsgeschichte auch im Jahr 2023 fortsetzen. Für uns ist der Markanteil ein Resultat dessen, was wir an erfolgreicher Nachfrage haben. Ein Stück weit wird dieses Jahr noch geprägt sein davon, dass die Nachfrage nach unseren Fahrzeugen höher ist als, was wir aus den Werken tatsächlich bekommen. Aber gehen Sie mal davon aus, dass wir sehr zufrieden auf das Jahr 2023 zurückblicken werden.