Ein ganz spezieller Saison-Auftakt
Die Formel 1 hat zwei Rennen in der Saison 2022 unter dem neuen Reglement absolviert und die Fans staunen: in beiden Rennen in Bahrain und Saudi Arabien kämpften Ferrari und Red Bull spektakulär um die Führung. Bereits heute zeichnen sich erste Tendenzen ab, wie sich die neue Saison entwickelt: Ferrari scheint 2022 ganz vorne mit dabei zu sein, Red Bull ist zumindest gleichauf und vielleicht sogar schneller als das italienische Traditionsteam. Der große Verlierer des Reglement-Revironments scheint Mercedes-Benz zu sein. Die Seriensieger der Hybrid-Ära der Formel 1 (seit 2014) liegen derzeit fast eine Sekunde hinter Ferrari und Red Bull zurück.
Dafür gibt es zumindest zwei Gründe: zum einen der schon bei den Testfahrten aufgetretene Porpoising-Effekt und der Einfluss des 2022 erstmals eingesetzten E10 Benzins auf die Motorleistung. Hintergrund: Porpoising-Effekt bedeutet das Springen der Wagen auf den Geraden, wenn der durch die Groundeffect-Zone unter dem Wagen aufgebaute Unterdruck immer wieder abreißt. Der Mercedes-Motor scheint in der neuen Saison nicht mehr das Maß aller Dinge und liegt derzeit leistungsmäßig hinter Ferrari und den von Red Bull eingesetzten Ex-Honda-Motoren.
Zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten hat die Formel 1 ein Rennen in Jeddah (Saudi Arabien) ausgetragen. Und wie im Dezember 2021 war auch das zweite Rennen auf dem schnellsten Stadtkurs der Welt kein Renn-Wochenende wie jedes andere: Saudi Arabien ist ein Land der Gegensätze und gleichzeitig ein viel diskutierter Austragungsorte im F1-Kalender. Der Veranstalter des Jeddah Corniche Circuits tut alles, damit sich die Formel 1 in Jeddah wohlfühlt. Der saudische Konzern Aramco ist mittlerweile der wichtigste Sponsor der Formel 1 –er ist sogar Titelsponsor des GP USA in Austin.
Der Jeddah Corniche Circuit ist einer der gefährlichsten Rennkurse der Formel 1. Die hohen Geschwindigkeiten, die blinden Ecken und Kurven und die eng stehenden Mauer machen Jeddah zum Hochrisiko-Kurs. Das musste auch Mick Schumacher erfahren, der spektakulär in die Mauern krachte und dabei seinen F1-Rennwagen zerstörte. Schumacher steht seit Beginn der Saison unter Druck seines neuen Teamkollegen Kevin Magnussen, der ihm bisher „um die Ohren“ fährt. Da hilft natürlich ein teurer Totalschaden, wie er Mick in Jeddah passiert ist, nicht. Fazit: Schumacher musste das Rennen auslassen, weil nicht genügend Ersatzteile vor Ort waren.
Beim zweiten Saison-Rennen zeigte sich, dass das neue Reglement die Aufgabe offenkundig erfüllt, das Überholen zu erleichtern. Die Fahrer können näher an die vor ihnen liegenden Wagen aufschließen und mit DRS vorbei fahren. Das zeigte sich ganz besonders beim Duell der beiden Alpine von Fernando Alonso und Esteban Ocon und vor allem auch beim Kampf um die Spitze gegen Rennende. Charles Leclerc und der Sieger Max Verstappen überholten sich – wie am Sonntag davor in Bahrain – mehrfach und boten den Zuschauern vor Ort und am TV einen guten und vor allem fairen sportlichen Zweikampf.