Das letzte deutsche Formel 1-Einhorn

Das letzte deutsche Formel 1-Einhorn

Nico Hülkenberg ist 2023 der einzige deutsche Fahrer im F1-Starterfeld

Beim Saisonfinale 2022 beendete der vierfache deutsche F1-Weltmeister Sebastian Vettel seine lange Formel 1-Karriere. Und am gleichen Wochenende erfuhr Mick, der Sohn des siebenfachen deutschen F1-Weltmeister Michael Schumacher, dass sein Vertrag beim Haas-Team nicht verlängert wurde. Gleichzeitig verkündete Haas, dass man den 35-jährigen deutschen Routinier Nico Hülkenberg 2023 ans Haas-Steuer lässt. Damit wird Hülkenberg ab diesem Jahr zum letzten deutschen Formel 1-Einhorn.

Zurück aus dem Ruhestand: Niko Hülkenberg  

Rückblick: Der Abstieg der ehemaligen F1-Nation Deutschland ist in den vergangenen Jahren immer schneller geworden. 2012 fuhren noch 7 deutsche Piloten (!) in der Formel 1. Nico Hülkenberg, der gefühlt eigentlich schon im Ruhestand war, ist 2023 der letzte aktive dieser goldenen Generation –und in der ihm nachfolgenden Generation sieht es düster aus. Wie geht die Karriere von Mick Schumacher weiter? Mercedes hat den 23jährigen zwar für die neue Saison als Ersatzfahrer verpflichtet, aber die Rolle des dritten Mannes in einem F1-Team ist für einen Fahrer wie Mick Schumacher wohl eher frustrierend. Denn Fahrpraxis wird der Deutsche nicht viel bekommen. Bei drei Testtagen vor Beginn der Saison maximal einen halben Tag, um überhaupt ein Gefühl für das Auto zu bekommen und um es im Simulator abstimmen zu können – zu wenig.

Haas-Teamchef Günther Steiner und Mick Schumacher

Trotzdem ist sein Engagement bei Mercedes auch eine Riesenchance, so kann Mick dadurch die Arbeitsweise in einem Topteamkennenlernen und wird auch vom derzeit erfolgreichsten F1-Fahrer Lewis Hamilton lernen. Denn Mercedes/Hamilton operieren auf einem ganz anderen Level als sein bisheriges Arbeitsumfeld Haas/Magnussen. Und wer sich bei einem überraschenden Einsatz – wie beispielsweise ihn Nyck de Vries in Monza bei Williams bekam –und wer sich dann clever anstellt, dessen Karriere nimmt sofort wieder Fahrt auf. Mick Schumacher hat alleine durch seinen Namen ein gigantisches PR-Potential, von dem im Übrigen auch das eigentlich unscheinbare Haas-Team in der vergangenen Saison über alle Maßen profitiert hat.

Diese PR-Werte werden mit Nico Hülkenberg sicherlich schwieriger zu wiederholen sein. Immerhin verspricht die Paarung Magnussen und Hülkenberg jede Menge Zündstoff – sie sind in der Vergangenheit häufig aneinander geraten. In der kommenden Saison werden Hülkenberg und Magnussen voraussichtlich ähnlich schnell sein und deshalb bei den Starts eng beieinanderliegen. 2022 ist Magnussen häufiger aus der ersten Runde mit einem verbogenen oder abgebrochenen Frontflügel an die Box gekommen als jeder andere Pilot. Es könnte also durchaus sein, dass wir 2023 beide Haas nach einer Runde mit Unfallschäden an die Boxen rollen sehen.

Haas-Teamchef Günther Steiner erwartet von Hülkenberg in diesem Jahr jede Menge Punkte. Hülkenberg wird liefern, so wie er immer geliefert hat. Aber er wird dem Team auch sagen, wo es sich verbessern muss. Denn der F1-Mann aus Emmerich am Niederrhein hat in seiner Karriere einige Teams und Strukturen kennengelernt und nimmt kein Blatt vor den Mund. Ob Haas und Steiner seine Wahrheiten überhaupt hören wollen?

Neben Hülkenberg gibt es natürlich auch ein deutsches Team – Mercedes. Die Fabrik des Traditionsteams sitzt zwar in England und die beiden Fahrer sind Engländer, aber bei jedem Mercedes-Sieg wird für das Team die deutsche Hymne gespielt und der Konstrukteurs-Weltmeister von 2014 bis 2021 ist natürlich eng mit der Mercedes-Zentrale verbunden, auch wenn Mercedes mittlerweile nur noch 1/3 der Team-Anteile gehören.

Mercedes hat 2022 aus ihrer erfolgsverwöhnten Sicht ein katastrophales Jahr hinter sich. Einzig der Sieg von George Russell in Brasilien verhinderte die völlige Katastrophe und brachte dem Team etwas Hoffnung, dass man der Fehlkonstruktion W13 am Ende die schlimmsten Fehler doch noch ausgetrieben hat. Während der 2022 sieglose Lewis Hamilton in Abu Dhabi froh war, „niemals wieder in diesen Wagen steigen“ zu müssen, will Teamchef Toto Wolff das Flop-Modell als Mahnmal in den Eingang des Team-Hauptquartiersstellen, um alle Mitarbeiter daran zu erinnern, wie schnell man sich beim Design eines F1-Boliden vertun kann und wieviel Aufwand nötig ist, um wieder Anschluss an die Konkurrenz zu finden.

Mercedes geht davon aus, die Konstruktionsfehler gefunden zuhaben und für 2023 korrigieren zu können. Spätestens bei den Testfahrten ab 23.Februar in Bahrain wird man wissen, ob das gelungen ist. Denn Lewis Hamilton gab gegen Ende des vergangenen Jahres zu, dass er schon auf seinen ersten Runden im W13 gewusst habe, dass der Wagen kein Siegertyp ist. Dem finanziellen Budget-Cap macht es für die Teams doppelt schwer, konstruktive Fehler innerhalb der laufenden Saison zu korrigieren. Das hat Mercedes 2022 am deutlichsten zu spüren bekommen. Durch das Abrutschen auf Platz drei in der Teamwertung erhält das Team 2023 einige Tage mehr im Windkanal als zum Beispiel Weltmeister Red Bull Racing. Das sollte bei der Aufholjagd helfen.

Die Freude ist groß: Formel-1-Chef Stefano Domenicali, Mohammed Ben Sulayem, Präsident des Motorsportweltverbandes FIA, Markus Duesmann (Audi Vorstandsvorsitzender) und Audi-Entwicklungschef Oliver Hoffmann.

Bei Audi laufen unterdessen die Vorbereitungen auf den F1-Einstieg 2026. Eigentlich sind es bis dahin ja noch drei Jahre, wer aber überlegt, wie schnell 36 Monate vergehen, könnte ins Schwitzen geraten. Denn erst seit Ende 2022 werden die neuen 3000 qm großen Fabrikhallen in Neuburg errichtet, in denen die F1 Motoren von Audi gebaut werden sollen. Der neue Motor von Red Bull ist dagegen schon im September letzten Jahres erstmals auf dem Prüfstandgestartet worden. Immerhin muss sich Audi nicht um den Rennwagenbau kümmern. Das übernimmt das von Audi gekaufte Sauber-Werk im schweizerischen Hinwil. Und hier werfen die anstehenden Veränderungen große Schatten voraus: der bisherige Sauber/Alfa Romeo-Teamchef Frederic Vasseur wurde im Dezember von Ferrari zum Nachfolger des gekündigten Ferrari-Teamchefs Mattia Binotto ernannt und verließ das Team zum Jahresende.

Audi sowie der bisherige Sauber-Eigentümer Finn Rausing haben schnell gehandelt und überraschend Andreas Seidl, den bisherigen McLaren-Teamchef zum neuen CEO des Sauber-Teams ernannt. McLaren hat der vorzeitigen Auflösung des Seidl-Vertrages zugestimmt und benannte den langjährigen McLaren-Mitarbeiter Andrea Stella zu seinem Nachfolger. Andreas Seidl hat zum 1. Januar 2023 seinen neuen Job bei Sauber angetreten.  Ein echter Coup von Audi – 36 Monate vor dem eigentlichen F1-Einstieg! Allerdings wird Seidl bis 2026 nicht die Tagesaufgaben eines F1-Teamchefs übernehmen. Für diese Aufgabe sucht man deshalb einen Interims-Teamchef.

Bis zum 23. Februar 2023 müssen sich die Fans noch gedulden. Dann wird erstmals die 2023er Generation der Formel 1-Rennwagen bei den offiziellen Testfahrten in Bahrain zu sehen sein. Bis dahin stehen den Teams hektische Wochen bevor – am 5. März startet die neue Saison in Bahrain – leider nur noch mit einem Deutschen im Starterfeld und keinem Rennen in Deutschland.  

 

Formel 1 Kalender 2023

  • 05. März:      Bahrain (Sachir)
  • 19. März:            Saudi Arabien (Jeddah)
  • 02. April:             Australien (Melbourne)
  • 16. April:             China (Shanghai)
  • 30. April:             Aserbaidschan (Baku)
  • 07. Mai:              USA (Miami)
  • 21. Mai:              Italien (Imola)
  • 28. Mai:              Monaco (Monte Carlo)
  • 04. Juni:             Spanien (Barcelona)
  • 18. Juni:             Kanada (Montreal)
  • 02. Juli:               Österreich (Spielberg)
  • 09. Juli:               Großbritannien (Silverstone)
  • 23. Juli:              Ungarn (Budapest)
  • 30. Juli:              Belgien (Spa)
  • 27. August:        Niederlande (Zandvoort)
  • 03. September:  Italien (Monza)
  • 17. September:  Singapur
  • 24. September:   Japan(Suzuka)
  • 08. Oktober:       Katar (Doha)
  • 22. Oktober:       USA (Austin)
  • 29. Oktober:       Mexiko (Mexiko-Stadt)
  • 05. November:   Brasilien (Sao Paulo)
  • 18. November:    USA(Las Vegas)
  • 26. November:   Vereinigte Arabische Emirate (Abu Dhabi)

(Ohne Gewähr)