„Dacia kann jetzt seine ganze Kraft entfalten“
Die richtigen Modelle und die neue Markenidentität sollen beim Wachstum helfen
Wir sprachen mit Thilo Schmidt, DACIA Deutschland Chef
DIE AUTOSEITEN: Herr Schmidt, Sie haben das Zepter für Dacia in Deutschland übernommen. Wo ist Ihre Motivation, dieses zu tun?
Thilo Schmidt: Ich arbeite bereits seit 18 Jahren bei der Renault Group. Ich habe sozusagen zeitgleich mit Dacia begonnen und konnte von der ersten Stunde an den Erfolg der Marke verfolgen und mitgestalten. Ich kann sogar sagen, dass es mich unglaublich stolz macht, jetzt die Gesamtverantwortung für Dacia in Deutschland zu tragen, einem der für uns weltweit wichtigsten Märkte. In den letzten zwei Jahren ist viel passiert, seitdem die Marke innerhalb des Konzerns eigenständig geworden ist. Dacia kann jetzt seine ganze Kraft entfalten. Und wir haben in Deutschland einiges vor. Unser Ziel ist noch weiterzuwachsen – dafür haben wir nun die richtigen Modelle und die neue Markenidentität unterstützt einen modernen und zugleich zeitgemäßen Markenauftritt.
DIE AUTOSEITEN: Sie fahren auf der Erfolgsspur, 2022 war ein gutes Jahr. Wie sind die Erwartungen für 2023?
Thilo Schmidt: Wir wachsen stark in stagnierenden Märkten, deswegen konnten wir in 2022 Rekordmarktanteile erreichen. Wir planen dieses Jahr ein weiteres Rekordjahr hinsichtlich unserer Marktanteile und planen, unabhängig von der Gesamtmarktentwicklung, ein deutliches Volumenwachstum. Wir gehören in Deutschland zu den stärksten Marken im Privatmarkt. Diese Stellung wollen wir weiterausbauen. Der seit Jahresbeginn starke Kaufantragseingang zeigt uns, dass wir diese Zielsetzung selbstbewusst vertreten können, da wir aktuell, mit wenigen Ausnahmen, bei neuen Kundenkaufanträgen innerhalb von drei bis vier Monaten lieferfähig sind.
DIE AUTOSEITEN: Wo liegt der Erfolg von Dacia begründet? Dacia ist eine junge Marke, eine Marke mit einer DNA, bei der Enthaltsamkeit im Vordergrund stand. Und heute gibt es in einem Dacia sogar eine Klimaanlage…
Thilo Schmidt: Ihre Wahrnehmung ist richtig. Wir treten als Marke mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis, wenn es um das Wesentliche am Fahrzeug geht. Ich würde sagen, dass viele Hersteller genau diesen Punkt aus den Augen verloren haben. Wir bieten allerdings den Kundinnen und Kunden das, was sie nirgends mehr finden. Und diese erkennen dann wiederum, wie stark sich die Marke Dacia gewandelt hat und wie emotional sie mittlerweile ist. Die neue Markenidentität ist nun an allen Fahrzeugen zu sehen, unser Erscheinungsbild ist verändert: modern und kraftvoll. Es gibt eigentlich keinen Grund mehr, Dacia nicht zu kaufen. Für uns ist wichtig, dass diese Markenbekanntheit noch weiterwächst, sich mehr Menschen mit uns auseinandersetzen. Dann werden wir diesen Wachstumstrend deutlich fortführen.
Dacia ist eigentlich aus der Stärke der Produkte wie Sandero und Duster gewachsen. Wir sind aber jetzt auf einem Niveau, auf dem die Marke selbst für das weitere Wachstum sorgt. Im Januar 2023 waren der Duster und der Sandero jeweils die Nummer eins im Segment. Der Jogger war bei den Privatkunden-Verkäufen sogar die Nummer eins in der Golf-Klasse.
DIE AUTOSEITEN: Die Produktvielfalt ist größer geworden. Hat sich auch der Kunde verändert, der sich für die Marke Dacia interessiert?
Thilo Schmidt: Früher kamen die ersten Kundinnen und Kunden aus dem Gebrauchtwagenmarkt. Mittlerweile kommen viele Kundinnen und Kunden von anderen Marken, sind Neuwagenkäuferinnen und -käufer. Ich glaube, mit dem neuen Markenauftritt erreichen wir auch neue, jüngere Zielgruppen, die in den ersten Jahren nicht der Standard unserer Klientel war.
DIE AUTOSEITEN: Mit dem erfolgreichen Jogger, der das jüngste Modell in der Palette ist, wollen Sie jetzt auch ein elektrifiziertes Modell anbieten?
Thilo Schmidt: Ja, neben dem bereits 20.000-mal verkauften Dacia Spring bieten wir in Deutschland nun den Jogger auch als selbstladenden Vollhybriden an. Im Jogger Hybrid 140 ist das erste Automatikgetriebe innerhalb der Jogger Modellpalette verbaut In den ersten neun Verkaufsmonaten des Dacia Jogger ohne Automatikgetriebe haben wir über 10.000 Fahrzeuge verkauft. Wir sehen, dass aktuell fast ein Drittel der Kaufanträge seit Start des Vollhybrids auf diese Variante fallen. An dieser Stelle sei auch gesagt, dass das Modell gegenüber der Einstiegsversion 5.000 Euro mehr kostet. Gegenüber dem Wettbewerb ist es dennoch mit einem einmaligen Preis-Leistungs-Verhältnis positioniert. Deswegen werden wir uns mit dem Jogger Hybrid 140 trotz seines Mehrpreises auf dem Markt durchsetzen – weil die Kundinnen und Kunden in der Vergleichbarkeit einfach nichts Ähnliches finden.
DIE AUTOSEITEN: Wie wichtig ist die E-Mobilität für die Marke Dacia? E-Mobilität hat natürlich auch was mit Kosten zu tun, Sie sprachen es gerade an. Ein vollelektrisches Modell ist das ein Thema bei Dacia?
Thilo Schmidt: Ja, wir haben den Dacia Spring erfolgreich als vollelektrisches Modell im A-Segment, wie bereits erwähnt, bereits über 20.000-mal in Deutschland verkauft. Im vergangenen Jahr konnten wir dadurch einen Marktanteil von über drei Prozent im reinen Elektroauto-Markt erzielen. Das Thema „Elektromobilität“ ist beim Spring sehr clever umgesetzt. Das Fahrzeug ist sehr leicht, es hat ein Leergewicht unter einer Tonne, benötigt wenig Ressourcen bei der Produktion, hat einen geringen Energiebedarf beim Fahren, schafft in der Stadt 300 Kilometer Reichweite und bietet dabei Platz für vier Personen. Das Modell ist auf dem Markt und für Interessenten der Elektromobilität extrem relevant und wir freuen uns, die Erfolgsstory des Dacia Spring über den gesamten Lebenszyklus weiterzuführen.
DIE AUTOSEITEN: Jetzt haben Sie neben dem Elektroantrieb auch noch einen anderen alternativen Antrieb, das Flüssiggas im Angebot. Wie ist hier die Akzeptanz bei den Kunden?
Thilo Schmidt: Sehr gut. Bevor beispielsweise beim Dacia Jogger der Vollhybrid kam, machte unser Autogas-Antrieb ECO-G die Hälfte der Verkäufe aus, beim Dacia Sandero knapp vierzig Prozent der Verkäufe und beim Duster zwanzig Prozent. Das ist also ein wichtiger hochrelevanter Antrieb, weil er weniger CO2 emittiert und damit umweltfreundlich ist und darüber hinaus einen hohen Nutzwert bietet. Mit dem Sandero sind durch das vollwertige, bivalente Tanksystem Reichweiten von bis zu 1.400 Kilometer möglich. Das Autogas, also Flüssiggas, wird zudem stark angenommen, weil das Tankstellennetz in Deutschland mit über 6.000 Tankstellen flächendeckend ist und somit annährend jede zweite Tankstelle über Flüssiggas verfügt. Diese Alltagstauglichkeit nehmen unsere Kunden sehr positiv auf.
DIE AUTOSEITEN: Der Wettbewerb hat sich von dieser Antriebsart „Flüssiggas“ distanziert. Dacia hat hier ein Alleinstellungsmerkmal. Warum hält man an der Technologie fest?
Thilo Schmidt: Wir folgen der Nachfrage und sehen in dieser Technologie einen unglaublichen Erfolg. Wir wären nicht clever, wenn wir das nicht fortführen würden.
DIE AUTOSEITEN: Herr Schmidt, können Sie abschließend noch einen Ausblick auf neue Dacia Modelle geben. Was werden Sie in absehbarer Zeit auf den Markt bringen oder ist die Palette jetzt State-of-the-Art, die Sie heute anbieten?
Thilo Schmidt: Wir haben in den vergangenen zwei Jahren die gesamte Marke und alle Produkte erneuert oder grundlegend aufgefrischt, die Modellpalette ist heute eine der jüngsten auf dem Markt. Im nächsten Jahr werden wir unsere Ikone, den Dacia Duster in einer neuen Generation auf den Markt bringen. Das ist natürlich ein Highlight für uns. In 2025 folgt unser neues Flaggschiff, das der Marke weiteren Anschub geben wird: der Dacia Bigster im C-SUV Segment. Darüber hinaus werden wir noch zwei zusätzliche Modelle im C-Segment einführen. Man kann sich auch in Zukunft darauf verlassen, dass wir bei allen neuen Modellen jeweils mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis antreten werden Es ist also einiges in der Entwicklung und wir freuen uns auf eine erfolgreiche Zukunft.